PUNK - Kultur aus den Slums: brutal und häßlich
Highdive hat einen
Spiegel Artikel über die Punk Szene aus dem Jahr 1978 hochgeladen.
Häßlich geschminkte Jugendliche tragen in Müll-Klamotten,
mit Nazi-lnsignien und Hundeketten Protest gegen Arbeitslosigkeit und
Langeweile in der Industriegesellschaft zur Schau. Ihr primitiver "Punk-Rock"
wird von Plattenfirmen erfolgreich vermarktet. Jet-Setter von New York
bis München empfinden die Lumpen-Mode als letzten Schick. Doch echte
Punker sehen den Rummel schon kritisch: "Da läuft irgendwas
schief."
Einige, zumeist Jungen zwischen 15 und 20, halten sich am Hals umfaßt,
als würden sie sich würgen. Schlägen und Tritten der Nachbarn
ist dennoch kaum auszuweichen. Manche Nase blutet, aber allen scheint
das zu gefallen.
Plötzlich zerschmettert ein Halbstarker eine Bierflasche an der Bühne,
droht mit dem Scherbenhals um sich und schlägt einen gekonnten Magenhaken.
Der Getroffene reißt dem Schläger, der gleich darauf zu Boden
geht, mit der Sicherheitsnadel vom Ohr das halbe Ohrläppchen ab.
Blut strömt, aber die Pogo-Ekstase geht weiter, niemand kümmert
sich darum.
Die Szene ist heute schon Literatur - oder was man dafür halten mag.
Der 16jährige Gideon Sams, ausgeflippter Sohn eines Londoner Nahrungsmittel-Großhändlers,
vermittelt sie in seinem Kurzroman "The Punk"*, der vom Regisseur
Michael Same ("Myra Breckinridge") für eine Million Dollar
verfilmt werden soll.
Denn einmalig ist dieses gewalttätige Vergnügen keineswegs:
So geht das jede Nacht, nicht nur im "Roxy". Auch im Londoner
"Vortex", das knapp 500 zu menschlichen Horrorfiguren gestylten
Jugendlichen (zu wenig) Platz bietet, im "Marquee"-Club und
in zahllosen ähnlichen Pinten bis hinauf nach Manchester und Liverpool
bringt derzeit aggressiver Primitiv-Rock aufgestaute Ängste und Ärger
eines halbwüchsigen Lumpenproletariats und frustrierter Bürgerkinder
zur Entladung.
via
Nerdcore
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